- Sudetenkrise und Münchner Abkommen
- Sudetenkrise und Münchner AbkommenNachdem im März 1938 der »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich nahezu reibungslos vollzogen worden war, wandte Hitler sich neuen außenpolitischen Zielen zu. Seit der Gründung der Tschechoslowakei 1918/19 lebten 3,2 Millionen Deutsche (22,5 % der Gesamtbevölkerung) in dem neuen Staatsverband. Sie bewohnten im Wesentlichen die grenznahen Gebirgslandschaften im Norden und Westen, das Sudetenland.Erst nach der nationalsozialistischen »Machtübernahme« im benachbarten Deutschland begann die deutsche Volksgruppe sich stärker zu artikulieren und von der Regierung in Prag Autonomierechte zu fordern, insbesondere die Sudetendeutsche Heimatfront, die im Mai 1935 als Sudetendeutsche Partei bei Wahlen 68 % der deutschen Stimmen auf sich vereinigen konnte. Unmittelbar nach der Eingliederung Österreichs drängte Hitler deren Führer, Konrad Henlein, die Autonomieforderungen immer höher zu schrauben, sodass sie von der Prager Regierung nicht erfüllt werden konnten. Die sich verschärfende Spannung nahm er zum Anlass, nun die Abtretung der vorwiegend von Deutschen bewohnten Gebiete zu verlangen, und löste so die »Sudetenkrise« aus.Der Wehrmachtführung erteilte Hitler am 30. Mai 1938 die Weisung, den Krieg vorzubereiten; es sei sein »unabänderlicher Entschluss, die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen«. Die weitere Entwicklung aber hing von der Haltung der Westmächte ab. Der britische Premierminister Neville Chamberlain glaubte, den Frieden bewahren zu können, wenn er den deutschen Wünschen weit entgegenkam, zumal Hitler erklärt hatte, dass diese Forderung der letzte territoriale Anspruch des Reiches sei. Chamberlain riet deshalb der Prager Regierung, mit den Sudetendeutschen einen Ausgleich zu finden, um Hitler jeden Interventionsgrund zu nehmen.Chamberlain flog am 15. und 22. September nach Deutschland, um Hitler von übereilten Gewaltmaßnahmen abzuhalten. Obwohl sich die Prager Regierung bereit erklärt hatte, die Sudetengebiete abzutreten, bestand Hitler auf dem Einmarsch deutscher Truppen. Jedoch kam in letzter Stunde ein Ausgleich zustande; am 29. September unterzeichneten in München Chamberlain, Mussolini, Hitler sowie der französische Ministerpräsident Daladier ein Abkommen, das die Tschechoslowakei verpflichtete, ab 1. Oktober die Sudetengebiete zu räumen, die zur selben Zeit von deutschen Truppen besetzt werden sollten. Großbritannien und Frankreich garantierten der Tschechoslowakei, die zu den Münchener Verhandlungen nicht hinzugezogen wurde, die Unabhängigkeit ihres restlichen Staatsgebietes. Chamberlain war überzeugt, den »Frieden für unsere Zeit« gesichert zu haben. Für Hitler dagegen war das Münchener Abkommen nur eine Etappe auf dem Weg zum Krieg.
Universal-Lexikon. 2012.